Audi 5000 – US-Versionen des Audi 100 / 200 Typ 44

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Einführung – Audi 5000 in den USA

Der Audi 5000 war die US-Marktversion des europäischen Audi 100 Typ 44 (C3). Er wurde ab 1983 angeboten und war als Oberklasse-Limousine direkt gegen Volvo, Saab, BMW 5er und Mercedes W124 positioniert.

Auf dem US-Markt war der Audi 5000 in folgenden Varianten erhältlich:

  • Audi 5000 (Basis) – Saugmotor, 10V
  • Audi 5000S – höherwertige Ausstattung, Automatik sehr verbreitet
  • Audi 5000 Turbo – 10V Turbomotor, Frontantrieb
  • Audi 5000CS Turbo – gehobene Version
  • Audi 5000CS Turbo quattro – seltenes US-Topmodell mit quattro
  • Audi 5000CS "ohne Turbo" – 03/1986 >44-G-160 000 S771 Sondermodell mit Leichtmetallfelgen 14" im Speichendesign und Mittenabdeckungen in silber mit Audi-Logo anstelle "Wählscheiben", durchgehendes Heckleuchtenband rot/orange wie 5000 CS turbo, Türverkleidungen vorn wie 5000 CS turbo, Sportsitze in Leder/Alcantara Ausführung. In mehreren oder allen Farben lieferbar. Armaturenbrett und Mittelkonsole in normaler 5000 S (Audi 100) Ausführung, Mittelarmlehne vorn klappbar gegen Mehrpreis.

Ab Modelljahr 1989 entfiel die Bezeichnung „5000“. Die Modelle wurden dann – analog zu Europa – umbenannt:

  • Audi 100
  • Audi 200 Turbo quattro (auch in 20V-Version erhältlich)

Diese Namensänderung war eine direkte Folge der Audi 5000 – Sudden Acceleration Krise (1986).


Exterieur- und Technik-Besonderheiten der US-Modelle

Alle US-Typ44 besitzen umfangreiche Anpassungen an die amerikanischen Vorschriften, u. a.:

Stoßfänger mit ölgedämpften Pralldämpfern

  • Pflicht nach FMVSS-Standards
  • sollten Aufpralle bis 5 mph (≈ 8 km/h) ohne strukturelle Schäden überstehen
  • dadurch längere „US-Stoßstangen“ als in Europa

US-Scheinwerfer

  • Frühe Modelle hatten die bekannten rechteckigen Sealed-Beam Lampen
  • Lichtqualität im Vergleich zu europäischen H4/H1 → miserabel

Seitenmarkierungsleuchten

  • orange vorn, rot hinten (DOT-Vorgabe)

Katalysator & Abgasregelung

  • früh deutlich strenger in den USA als in Europa
  • eigene Abgasvarianten und Motorsteuergerätekalibrierungen

Umfangreiche Serienausstattung Typisch für US-Modelle:

  • Klimaautomatik
  • Tempomat
  • Automatik (sehr häufig)
  • elektrische Sitze
  • elektrische Fensterheber rundum
  • Zentralverriegelung
  • ABS (früher als in Europa verbreitet)

Bilder:


Warum war der Audi 5000 in den USA anfangs so beliebt?

Vor der Krise galt der Audi 5000 als ein „europäischer Luxuswagen zum halben Preis“.

Die wichtigsten Gründe für die Popularität:

  • extrem gute Aerodynamik (cw 0,30 – damals Klassenbestwert)
  • modernes Design, weit vor Mercedes und BMW
  • hervorragendes Fahrverhalten (auch ohne quattro)
  • sehr hochwertige Innenräume
  • große Wartungsarmut im Vergleich zu US-Fahrzeugen
  • für US-Verhältnisse sparsam
  • galt als Statussymbol „für Intellektuelle und Designer“ – ähnlich wie Saab
  • frühe Verbreitung von ABS, Turbo, quattro → exotisch & begehrt

Der Audi 5000 war so populär, dass er sogar im Hip-Hop auftauchte. In US-Rap-Slang wurde er zum Synonym für:

  • „schnell
  • weg
  • aus der Situation raus“

Daher die Phrase: „I’m like a 5000“ = „Ich bin schneller weg, als du gucken kannst“.


Die Sudden-Acceleration-Krise („ungewollte Beschleunigung“)

1986 wurde Audi in den USA massiv durch Fernsehberichte (insbesondere CBS „60 Minutes“) getroffen. Kernaussagen der Sendung:

  • Audi-Autos würden „von selbst beschleunigen“
  • Fahrer könnten das Fahrzeug nicht stoppen
  • mehrere angebliche Unfallopfer
  • Fahrzeug „reiße los, obwohl die Bremse gedrückt ist“

Die Sendung zeigte sogar manipulierte Fahrzeuge, die einen scheinbaren Defekt simulierten (→ später nachgewiesen: externes Druckluftgerät am Getriebe).

  1. Was war die tatsächliche Ursache?

Nach Untersuchungen durch NHTSA stellte sich heraus:

  • Es gab keinen technischen Fehler am Fahrzeug.
  • Die „ungewollten Beschleunigungen“ waren **Fahrerfehler**.

Hauptproblem: Die Pedalanordnung im Audi 5000 war ungewohnt eng. Viele US-Fahrer – v. a. Umsteiger von großen Automatik-US-Wagen – drückten versehentlich:

  • das Gaspedal
  • statt der Bremse

Audi wurde medial komplett zerlegt, obwohl der technische Befund eindeutig war.

  1. Folgen für Audi:
  • Einbruch der Verkäufe in den USA um ca. 85 %
  • der Name „Audi 5000“ galt als verbrannt
  • Audi benannte alle Fahrzeuge um → „Audi 100“, „Audi 200“
  • Rückzug vieler Händler und massiver Imageverlust
  • Jahre später konnte Audi erst mit dem A4 (B5) wieder Vertrauen aufbauen

Ironischerweise: Audi hatte nachweislich eine der zuverlässigsten Automatikgetriebe im Segment.


Späte Modelle: Audi 100 und Audi 200 Turbo quattro (20V) in den USA

Ab 1989/1990 wurden die Modelle in den USA wieder unter den europäischen Bezeichnungen verkauft.

Audi 100 (C3, spätes Modell)

  • Saugmotor, 10V
  • bessere Scheinwerfer
  • überarbeitetes Interieur
  • keine tiefgreifenden US-Modifikationen mehr wie beim „5000“

Audi 200 Turbo quattro

  • galt als „Schlafender Riese“
  • K24-Turbo
  • quattro-Antrieb
  • 163 PS (10V) bis 217 PS (20V)
  • wurde in den USA als „technologische Speerspitze“ wahrgenommen
  • geringe Stückzahlen → heute sehr gesucht

Besonders selten:

  • Audi 200 20V Turbo quattro US

Das US-Pendant zum europäischen 3B-20V, aber mit einigen spezifischen DOT-Anpassungen.


FAQ – Häufige Fragen zum Audi 5000 / 100 / 200 in den USA

Warum hieß der Audi 100 in den USA „5000“?
Audi nutzte in den USA eine numerische Marketinglogik (4000/5000/5000 Turbo), die später aufgegeben wurde.
War die Sudden-Acceleration-Krise ein echter technischer Defekt?
Nein. Untersuchungen ergaben ausschließlich Fahrerfehler. Die Medienberichte waren manipuliert.
Warum waren die frühen US-Scheinwerfer so schlecht?
Wegen der strengen DOT-Sealed-Beam-Vorschriften. H4-Technik war damals in den USA verboten.
War der Audi 5000 wirklich beliebt?
Ja – er galt als fortschrittlich, schnell und luxuriös und war vor dem Skandal ein Verkaufserfolg.
Warum sagt man „I’m like a 5000“?
Weil „Audi 5000“ im US-Slang für schnelles Wegfahren oder Wegkommen stand.
Gab es den 200 20V in den USA?
Ja, aber in sehr kleinen Stückzahlen. Heute absolute Sammlerstücke.
Warum so viele Unterschiede zur EU-Version?
US-Vorschriften zu Beleuchtung, Crash, Emissionen und Haftung sind strenger und erfordern Anpassungen.

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